LandKULT Ausgabe II/2014
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Französische Freundschaft Schwäbisch Hall - Epinal
50 Jahre Freundschaft mit Epinal
Noch 100 Jahre zuvor herrschte Feind-
schaft zwischen Frankreich und Deutsch-
land. Unvorstellbar war es lange Zeit sich
überhaupt anzunähern. Doch heute nach
fünfzig Jahren Freundschaft ist es mög-
lich zurückzuschauen und zu erkennen
dass der Erste Weltkrieg vor allem ein
Selbstmord zweier europäischer Völker
war.
Heute stehen wir im Hällisch-Frän-
kischen Museum in Schwäbisch Hall und
betrachten die Plakate, Feldpostkarten,
Schulbücher,FlugblätterundZeichnungen
mit einigem Erstaunen. Wir spüren die
Manipulation geradezu deutlich - sind
wir doch alle mediengeschult und relativ
abgebrüht gegenüber solchen direkten
Bildbotschaften. Und dennoch bildet sich
eine Gänsehaut beim Betrachten eines so
manchen Exponats. Hier der Deutsche
als Banause, Monster, Schrat als Kari-
katur. Daneben der Franzose humorvoll,
gewandt, schmuck und immer lächelnd?
Der erste Eindruck täuscht und wenn
man näher hinsieht folgt das Erkennen.
Die Politik die nicht aufhörte unsere
Urgroßväter zu Instrumentalisieren. Das
Reich und Vaterland das mit dem eigenen
Leben geschützt werden sollte? Bilder die
Kinder über den Krieg malen, populäre
Graphiken die weit verbreitete Vorur-
teile, Ängste und Hoffnungen schürten.
Bilder die versuchen eine kollektive Not
zu vertuschen. Bilder die eine Vorstel-
lung des heutigen vereinten Europa als
unmögliche Fiktion aus den Köpfen ver-
bannen sollte. Aggressive Propagandab-
lätter zeigen hüben und drüben mit dem
Finger auf den grausligen Feind - und
doch - auf beiden Seiten bleiben am Ende
nur Schuldgefühle übrig.
Das Hällisch-Fränkische Museum
in Schwäbisch Hall zeigt anlässlich des
Partnerschaftsjubiläums die Ausstellung
„Bilder vom Krieg - Der Erste Weltkrieg
im Spiegel Epinaler Bilderbögen“. Die
Druckerei Pellerin brachte von Kriegsbe-
ginn an bunte Grafiken heraus die breite
Käuferschichten erreichten. Vergleichen
könnte man es heute vielleicht am ehesten
mit politischen Comics. Dr. Armin
Panter fuhr als Museumsleiter selbst
nach Epinal um die Bilderbögen auszu-
suchen und Exponate mit nach Schwä-
bisch Hall zu bringen. Sein langjähriger
französischer Weggefährte Prof. Dr. Phi-
lippe Alexandre (Epinal/Nancy) beglei-
tete das Projekt auf vielfache Weise. Bei
seiner Rede am Eröffnungstag konnte er
die Tragweite des Mediums Bilderbogen
deutlich aufzeigen. Und auch die Mani-
pulation der Kinder auf beiden Seiten
wurden erkennbar gemacht. Als Freund
hat Philippe Alexandre das Programm
des Cercle Francais und das des Histo-
rischen Vereins Württemberg-Franken
seit Jahrzehnten aus Verbundenheit mit
der Partnerstadt immer wieder durch
Vorträge bereichert. Hierfür überreichte
ihm OB Hermann-Josef Pelgrim die sil-
berner Rathausmedaille die außerdem
noch Jacques Grasser (Bild links in der
Mitte) stellvertretender Bürgermeister
Epinals und Günther Leitmann Gründer
der Classe Européenne erhielten. -aku-
Die Ausstellung im HFM geht bis 16.
November 2014. Offen Di - So 10-17 Uhr.
Gruppenführung auf Anfrage Tel 0791
751-360,
V. l. o. n. r. u. Oberbürgermeister Pel-
grim, Jacques Grasser, Dr. Armin Panter,
Evelyne Gebhardt,
Prof. Dr. Philippe
Alexandre bei der Eröffnung im HFM in
Schwäbisch Hall