Lebenswege
Antoinette besichtigte die Fabrik und
wurde natürlich mit einem besonders
schönen Kleid beschenkt. Es gab nun
keinen Vornehmen mehr, der nicht die
Kattune von Jouy haben wollte. Auch
zur Möblierung der Schlösser wurden
die Kattune nun verwendet. König
Ludwig XVI. erhob den Fabrikanten
in den Adelsstand und verlieh dem
Unternehmen 1783 den Titel einer
königlichen Manufaktur. Christoph
Philipp stand nun, auch als absolut
vorbildlicher Firmenpatron und Wohl-
täter, in höchstem Ansehen.
Die Glanzzeit hielt an bis zum
Beginn der französischen Revolution
1789. Nun war sogar das Leben des
erfolgreichen Industriellen in Gefahr
und er musste in diesen Jahren große
finanzielle Verluste hinnehmen.
Nach Wiederherstellung der öffent-
lichen Ordnung begann der Wieder-
aufbau. Oberkampf entwickelte und
verbesserte die Verfahren des Stoff-
drucks. 1799 sind erstmals gravierte
Walzen im maschinellen Einsatz. Er
arbeitete dabei mit verschiedenen
Wissenschaftlern zusammen. Seine
Geschäftsbeziehungen erstreckten sich
weit über Frankreich hinaus.
Auch Kaiser Napoleon Bonaparte
wurde auf Oberkampf aufmerksam.
Eines Tages im Jahre 1806 erschien er
unangemeldet in Jouy und besichtigte
interessiert die Fabrikation. Er war
sehr beeindruckt und verlieh Chris-
toph Philipp spontan das Kreuz der
Ehrenlegion. Im gleichen Jahr grün-
dete Oberkampf an der Essone, zwi-
schen Paris und Fontainbleau gelegen,
eine mechanische Baumwollspinnerei.
Seine gesamten Unternehmungen
beschäftigten bis zu 3500 Menschen.
Der Höhepunkt war erreicht und wurde
überschritten. Es folgten wirtschaftlich
schwierige Jahre: Napoleon verhängte
die Kontinentalsperre gegen England,
die den Handel massiv behinderte
und auch das Oberkampfsche Unter-
nehmen beeinträchtigte, das sich jetzt
einer zahlreichen Konkurrenz stellen
musste. Oberkampf erlebte in seinen
späten Jahren noch den Niedergang
des napoleonischen Reiches.
Am 4. Oktober 1815 starb Chris-
toph Philipp Oberkampf im Alter von
77 Jahren.
Wer heute Paris bereist, entdeckt
die U-Bahn-Station „Oberkampf“.
Außerdem wurden in Straßburg, Wis-
sembourg und Mühlhausen Straßen
nach ihm benannt. In Jouy-en-Josas
wurde das Musée Oberkampf einge-
richtet, welches 1982 Exponate für
eine Gedenkausstellung in Wiesen-
bach bereitstellte. Auch im Geburtsort
Wiesenbach erinnert seit 1969 die
„Christoph-Oberkampf-Straße“
an
den berühmten Sohn, und im Wie-
senbacher Rathaus wurde eine Ober-
kampf-Gedächtnis-Stube eingerichtet,
die nach Terminvereinbarung mit der
Ortsverwaltung besichtigt werden
kann.
Toal de Jouy beliebt wie
nie zuvor - Möbel mit fran-
zösischen Druckstoffen
Der Blog von Mangostil fiel uns auf
bei der Recherche zum Thema C.P.
Oberkampf. Hinter dem Begriff Toile-
de-Jouy (sprich “Toal de schui”) steht
für “Tuch aus Jouy” und bezeichnet
diese besondere Art des Stoffdrucks,
erklärt der Blog. Spezielle Möbelseide
und Stoffe aus Frankreich kommen für
Chaise Longue, Sessel und Stuhlpols-
ter zumEinsatz. Durch die Vorliebe von
Firmeninhaberin Uta Fuchs-Prestele
für Frankreich und durch französische
Stoffe inspiriert, entstand die Idee, die
Jouy Stoffe auch in ihre eigene Pro-
duktion einfliessen zu lassen...
Info:
-
de-jouy/
Einen Paravent mit länd-
lichen Motiven eines Jouy
Stoffkünstlers
Gefunden haben wir diesen Artikel
im Wohnen-Angebot eines Versand-
handels für ausgewähltes Land-
hausambiente auf Hinweis von Frau
Blumenstock aus Wiesenbach. Der
französisch inspirierte Raumteiler
in leichter Ausführung ist mit origi-
nal „Toile-de-Jouy“ Stoff bezogen.
Info:
Quellen: Auszug aus dem
Heimatbuch Blaufel-
den
Gerhard Blumenstock,
Wiesenbach, Januar
2012 und
Friedrich Rummel:
Filmmaterial aus
den 70er Jahren; Wiesenbach am Anfang seiner
Geschichte (vor 1300), Oktober 1991.
Originaldruck: Fleurs, Toile de Jouy
LandKULT Ausgabe II/2013
17
Na sowas: Überraschender Besuch auf der
Heimtextil 2013, Dieter Bohlen kommt auf
die Fachmesse nach Frankfurt am Main.
Der Tapetenhersteller Pickhardt + Siebert
bringt gemeinsam mit dem deutschen Pop-
titanen und TV-Erfolgsproduzenten eine
Kollektion auf den Markt.
Dieter Bohlen dazu: „Da ich keine pas-
senden romantischen Tapeten für meine
Heim im Handel fand entwarf ich mir eben
selbst welche“.
-pm-
Foto: Pickhardt + Siebert
Dieter bohlen
Designer im Jouystil
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